Montag, 23. Juni 2014

Arbeitsresümee im April

Semana Santa oder auch Semana Mayor, Spanisch für Karwoche, gilt als das bedeutendste religiöse Fest im Jahr und nimmt, entsprechend der Gläubigkeit der Abuelitos, einen großen Stellenwert im April ein. Nachdem wir bereits im Vormonat einen Schriftzug angefertigt hatten, malten wir nun zu allen acht Tagen – von Domingo de Ramos, über Jueves Santo, bis hin zu Domingo de la Resurreccion – Bilder mit typischen Motiven aus. Eine schreibfähige Abuelita verfasste Kurzbeschreibungen, die ich anschließend mit den Werken an eine tragbare Wand im Eingangsbereich hängte. Wie immer war es mir sehr wichtig, dass die Arbeit ausschließlich in den (kreativen) Händen der Abuelitos liegt; ich schritt lediglich bei heiklen Dingen, wie dem Schneiden von Papier, ein. Und wer hätte je gedacht, dass ich die Tage der Karwoche sogar im Schlaf beherrschen würde …


 
 
 
 
 
Eine Handarbeit, die mir ebenfalls sehr am Herzen lag, waren die Nummern und Buchstaben, die wir aus einer Salz-Mehl-Wasser-Masse formten und bemalten. Bereits die Herstellung zeigte mir, welche Abuelitos noch gut darüber im Bilde sind, wem das Gedächtnis im Stich lässt und wie man auf diese Art und Weise die Erinnerung wieder etwas auffrischen kann … Gehärtet und getrocknet dienen die Figuren nun dem Bilden von Zahlenreihen und Wörtern, Rechnen, etc.
 
Abgesehen von weiteren Beschäftigungen in Terapia Ocupacional sowie Bewegungsübungen bzw. –spielen in Terapia Fisica (absoluter Favorit: „aplauso de la lluvia“ – „Applaus des Regens“, wo mit unterschiedlicher Klatschtechnik das An- und Abschwellen eines Regengusses imitiert wird), ist das Spielen von BINGO regelmäßig ein großer Spaß. Es herrscht einfach so eine ausgelassen freudige Stimmung, wenn sich alle im Essenssaal einfinden, wie wild die Namen von Früchten durcheinandergerufen werden (gespielt wird nämlich mit Obstnamen statt mit Zahlen), jemand „Bingo!“ ruft und es dann doch nur falscher Alarm ist und man von allen Seiten gebraucht wird, da das Seh- und Hörvermögen der meisten Abuelitos mangelhaft ist. Normalerweise finde sich auch immer jemand, der Bonbons oder Kekse als Preis spendet.
 
Beim Auskörnern von diversen Hülsenfrüchten sind die Abuelitos gerne helfend zur Stelle. Diesen Monat stand unter anderem Mais auf dem Programm, der für „(H)umitas“ benötigt wurde. Jene ecuadorianische Spezialität besteht aus einer ähnlichen Masse, wie die der Tortillas [siehe letzter Blogeintrag]; die Paste auf Basis von Süßmais wird in Maisblätter gewickelt, gekocht und anschließend damit serviert.
 
Zur selben Zeit laufen die Vorbereitungen für den Umzug, anlässlich des Gründungsjahrestages Chordelegs, auf Hochtouren. Und das bekomme ich mit den Abuelitos auf teilweise ohrenbetäubende Weise zu spüren – eine Horde Schüler, die unkontrolliert auf Trommeln schlägt und Trompeten bläst, strapaziert, über Wochen hinweg, ganz schön die Geduld. Mitte April ist es endlich soweit – alle Schulen, sowie örtlichen Vereine und gemeinnützige Einrichtungen nehmen an dem mehr als zweistündig dauernden Umzug durch das gesamte Dorf teil. (Wenn es bereits in so einem kleinen Ort, wie Chorde, derart ausufert, wie mag es dann erst im mehr als doppelt so großen Nachbardorf zugehen …?!) Und geht es um Festlichkeiten, werden hier keine halben Sachen gemacht – da wird Feuer gespuckt, sich auf Stelzen geschwungen, zu Pferd geritten, in aufwendigen Kostümen getanzt, ...


 
Mit einer Freundin und Tänzerin des Colegios
 
 
 Mit den Studentinnen/Psychologinnen der Fundacion
 
 
Ausblick: Zugreise durch Reisfelder

Dienstag, 17. Juni 2014

Feliz cumpleaños!

An einem Wochenende überrasche ich die Abuelitos mit selbstgemachten Tortillas; neben Empanadas einer der Spezialitäten des Landes schlechthin. In jedem Markt und an jeder zweiten Hausecke gibt es sie zu erstehen – Tortillas de Maiz (dt. Mais), Tortillas de Trigo (dt. Weizen) und Tortillas de Choclo (dt. Zuckermais), jeweils mit Quesillo (dt. Frischkäse?!). Nachdem ich am Vortag Einweisungen von einer der Angestellten der Fundacion bekommen habe, starte ich mit Hilfe von Hugo, der, wie ich, zwar Erfahrung im Verzehr, aber keineswegs in der Zubereitung besitzt, das Vorhaben „Tortilla“.
 
Mais, angebaut im stiftungseigenen Garten, geerntet von einem rüstigen Abuelito, wird in Gemeinschaftsarbeit ausgekörnt und im Anschluss daran mit einer handbetriebenen Maschine zu einer Paste verarbeitet. Hinzugefügt werden weitere Zutaten, wie Eier, Zucker und Butter. Auf einem heißen Stein brutzelt die dickflüssige Masse zu goldbraunen, annähernd runden Fladen heran. Dem raschen Verzehr nach zu urteilen, sind uns die Tortillas, die in der Regel mit Kaffee serviert werden, gut gelungen und ein weiteres Mal lässt wohl nicht lange auf sich warten …


 
 
 
 
Jener esskochintensive Samstag fällt zufälligerweise auf meinen Geburtstag. Am frühen Abend stoßen meine Gastmutter und eine ihrer Schwestern mit Kuchen und Ständchen zu uns hinzu. In den Genuss eines (süßen) Brauches komme ich unerwartet, als ich mit am Rücken verschränkten Armen einen ersten Biss von der Süßspeise nehmen will und schließlich, nach einem kleinen Stups seitens meiner Gastmutter, mit dem Gesicht in der Torte lande.
 
Da meine Gastfamilie derart viele Personen umfasst und es dementsprechend nicht an Geburtstagen mangelt, wird das Geburtstagskind normalerweise mit Essen und Kuchen gefeiert; ein Fest und Geschenke gibt es nur für die Allerjüngsten.
 
 
Ausblick: Was sich so im Arbeitsmonat April zutrug …?!
 

Samstag, 7. Juni 2014

Nebulös

In diesem Eintrag gibt es mehr Bilder als Worte. Mit dem Auto eines Freundes (Da ich sonst immer mit den Bus unterwegs bin – was für ein Luxus!) steuern wir einen Wasserfall bei Giron, ein Ort im Hochland Ecuadors, an. Im Anschluss daran vertreten wir uns die Beine bei einem nahe gelegenen See. Mir bietet sich ein verwunschenes Schauspiel, als am Nachmittag Nebel aufzieht und, uns jegliche Sicht nehmend, das Gewässer mit dichten Fängen umwabert. Doch so schnell, wie er gekommen ist, verschwindet er auch schon wieder und zieht sich in tiefere Lagen zurück …


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ausblick: Kochen in der Fundacion – Geburtstagsüberraschung