Semana
Santa oder auch Semana Mayor, Spanisch für Karwoche, gilt als das bedeutendste
religiöse Fest im Jahr und nimmt, entsprechend der Gläubigkeit der Abuelitos,
einen großen Stellenwert im April ein. Nachdem wir bereits im Vormonat einen
Schriftzug angefertigt hatten, malten wir nun zu allen acht Tagen – von Domingo
de Ramos, über Jueves Santo, bis hin zu Domingo de la Resurreccion – Bilder mit
typischen Motiven aus. Eine schreibfähige Abuelita verfasste
Kurzbeschreibungen, die ich anschließend mit den Werken an eine tragbare Wand
im Eingangsbereich hängte. Wie immer war es mir sehr wichtig, dass die Arbeit ausschließlich
in den (kreativen) Händen der Abuelitos liegt; ich schritt lediglich bei
heiklen Dingen, wie dem Schneiden von Papier, ein. Und wer hätte je gedacht,
dass ich die Tage der Karwoche sogar im Schlaf beherrschen würde …
Eine
Handarbeit, die mir ebenfalls sehr am Herzen lag, waren die Nummern und Buchstaben,
die wir aus einer Salz-Mehl-Wasser-Masse formten und bemalten. Bereits die
Herstellung zeigte mir, welche Abuelitos noch gut darüber im Bilde sind, wem
das Gedächtnis im Stich lässt und wie man auf diese Art und Weise die
Erinnerung wieder etwas auffrischen kann … Gehärtet und getrocknet dienen die
Figuren nun dem Bilden von Zahlenreihen und Wörtern, Rechnen, etc.
Abgesehen
von weiteren Beschäftigungen in Terapia Ocupacional sowie Bewegungsübungen bzw.
–spielen in Terapia Fisica (absoluter Favorit: „aplauso de la lluvia“ –
„Applaus des Regens“, wo mit unterschiedlicher Klatschtechnik das An- und
Abschwellen eines Regengusses imitiert wird), ist das Spielen von BINGO
regelmäßig ein großer Spaß. Es herrscht einfach so eine ausgelassen freudige
Stimmung, wenn sich alle im Essenssaal einfinden, wie wild die Namen von
Früchten durcheinandergerufen werden (gespielt wird nämlich mit Obstnamen statt
mit Zahlen), jemand „Bingo!“ ruft und es dann doch nur falscher Alarm ist und
man von allen Seiten gebraucht wird, da das Seh- und Hörvermögen der meisten
Abuelitos mangelhaft ist. Normalerweise finde sich auch immer jemand, der
Bonbons oder Kekse als Preis spendet.
Beim
Auskörnern von diversen Hülsenfrüchten sind die Abuelitos gerne helfend zur
Stelle. Diesen Monat stand unter anderem Mais auf dem Programm, der für
„(H)umitas“ benötigt wurde. Jene ecuadorianische Spezialität besteht aus einer
ähnlichen Masse, wie die der Tortillas [siehe letzter Blogeintrag]; die Paste
auf Basis von Süßmais wird in Maisblätter gewickelt, gekocht und anschließend
damit serviert.
Zur
selben Zeit laufen die Vorbereitungen für den Umzug, anlässlich des Gründungsjahrestages Chordelegs, auf Hochtouren. Und das
bekomme ich mit den Abuelitos auf teilweise ohrenbetäubende Weise zu spüren –
eine Horde Schüler, die unkontrolliert auf Trommeln schlägt und Trompeten
bläst, strapaziert, über Wochen hinweg, ganz schön die Geduld. Mitte April ist
es endlich soweit – alle Schulen, sowie örtlichen Vereine und gemeinnützige
Einrichtungen nehmen an dem mehr als zweistündig dauernden Umzug durch das
gesamte Dorf teil. (Wenn es bereits in so einem kleinen Ort, wie Chorde, derart
ausufert, wie mag es dann erst im mehr als doppelt so großen Nachbardorf
zugehen …?!) Und geht es um Festlichkeiten, werden hier keine halben Sachen
gemacht – da wird Feuer gespuckt, sich auf Stelzen geschwungen, zu Pferd
geritten, in aufwendigen Kostümen getanzt, ...
Mit einer Freundin und Tänzerin des Colegios
Mit den Studentinnen/Psychologinnen der Fundacion
Ausblick:
Zugreise durch Reisfelder
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