Busse
sind das Transportmittel Nummer Eins
in Ecuador. Jedes noch so ferne Dorf, jede noch so kleine Häuseransiedlung wird
im Normalfall von einem Bus angesteuert. Als Faustregel gilt 1 Dollar
(umgerechnet etwa 0,70 Euro) pro Fahrtstunde; ein- und aussteigen kann man im
Grunde an jedem beliebigen Ort. Ein Passagierlimit gibt es nicht – es werden so
lange Mitfahrer aufgenommen, bis man sie in Gepäckfächer und unter den Sitzen
zu verstauen beginnt. Die Frage, ob noch Plätze zur Verfügung stehen, wird
immer bejaht – ist ja auch nicht gelogen; die Frage ist vielmehr, ob sie noch frei sind … Und erkundigt man sich, wann
der Bus abfährt, lautet die Antwort in jedem Fall „In fünf Minuten!“ – egal, ob
sich daraus noch weitere zwanzig oder dreißig Minuten Warterei ergeben. Bei Langstrecken
erwischt man meist recht komfortable, moderne Busse, bei Kurzstrecken begibt
man sich mitunter jedoch in halsbrecherische Gefährte, deren einzige
Busähnlichkeit nur noch in dem Umstand besteht, dass sie auf Rädern über die
Straße rollen … Was soll ich sagen? Ich liebe Busfahrten. In diesem Jahr habe
ich so viele Stunden darin angesammelt, dass es für drei Leben reichen würde,
doch ich werde es nicht müde. Klebe ich nicht mit der Nase am Fenster, um die
vorbeiziehende Umgebung in Augenschein zu nehmen, findet sich immer ein netter
Sitznachbar mit dem sich ein Gespräch lohnt.
Nun
möchte ich auf ein ganz anderes Transportmittel zu sprechen kommen: Züge. Hier
scheint eine interessante Entwicklung vonstattengegangen zu sein, die sich
nicht nur auf Ecuador, sondern auch andere lateinamerikanische Länder (z.B.
Argentinien) bezieht: Es gab eine Zeit, in der der landesweite Schienenverkehr
recht gut ausgebaut war; darauf folgten jedoch massive Stockungen und
Stilllegungen. Im Laufe der letzten Jahre starten abermals Bestrebungen, jenen
Transportweg zu fördern. Nach wie vor ist er in Ecuador hauptsächlich
touristischen Zwecken vorbehalten (und verhältnismäßig teuer), aber auch das
soll sich ändern … Übrigens: Kommt die Sprache auf Europa, ruft das bei den meisten
hier Assoziationen mit Zügen hervor.
An
einem Wochenende im Mai fahre ich mit einer Gruppe Freiwilliger an die Küste,
um dort an einer zweistündigen Zugrundfahrt teilzunehmen. Duran nennt sich die
florierende Kleinstadt kurz vor Guayaquil, in der sich ein Bahnhof mit antiken
Loks befindet. Da sich der Zug nur zwei Mal täglich in Bewegung setzt und es
zwar Ampeln sowie Warnschilder gibt – all das aber im vorherrschenden
Verkehrschaos gerne ignoriert wird -, werden wir von drei Polizisten auf
Motorrädern begleitet, die den Zug durch das Stadtgetümmel manövrieren. Wir
fahren durch ärmliche Wohnsiedlungen, die unter einer immerwährenden
Hitzeglocke brüten; Abfall türmt sich nachlässig auf den Bordsteinen, der Fluss
gleich einer braunen Brühe, Kühe weiden in Müllbergen und Hunde begrüßen uns
mit kläffenden Gebell. Dies hinter uns lassend zieht sich die Strecke
schnurgerade durch Reisfelder; zum Teil in sattgrün schimmernder Blüte stehend,
zum Teil bewirtschaftet oder brach liegend. Die Räder von Traktoren pflügen
sich schwerfällig durch das Wasser und Vögelkolonien besprenkeln als weiße
Farbtupfer ein Meer an Halmen. Während der letzten Wochen hat eine große
Niederschlagsmenge das Land heimgesucht; teilweise stehen die Häuser auf
einsamen Inseln inmitten der Reisfelder, in deren Wasser sich die Sonne
reflektiert. Flatternd stöben Reiher vor uns auf, Riesenleguane sonnen sich auf
Felsgestein und schallendes Kinderlachen begleitet uns …
Ausblick:
Sonne, Strand und Meer – Reise an die Küste
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