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jenen Namen trägt die nördlichste Küstenprovinz Ecuadors, in der die Mehrheit
der afroamerikanischen ecuadorianischen Bevölkerung ansässig ist.
Die
Ortschaft Cojimies liegt auf einer Halbinsel; der Weg dorthin führt direkt am
Meer entlang, mit Blick auf endlose palmengesäumte Sandstrände. Bei meiner
Ankunft ist deutlich sichtbar, dass sich hierher nicht viele Ausländer
verirren, nichtsdestotrotz fühle ich mich sogleich freundlich aufgenommen –
kaum bin ich aus dem Bus gestiegen, nähert sich mir ein älterer Mann, um mich
im Namen des Dorfes zu begrüßen und mir einen angenehmen Aufenthalt zu
wünschen. Die Hilfsbereitschaft und auch Neugierde, die mir entgegen gebracht wird,
setzt sich allerorts fort – sei es im Hostal, in den Geschäften oder im
Internetcafé. Von einer Gruppe streunender Hunde begleitet, schlendere ich
durch die Sandstraßen der Siedlung, auf der Suche nach einer Unterkunft –
schließlich fündig geworden, drückt man mir dort neben Schlüssel, Seife und
Handtuch, auch das Neue Testament in die Hand. Cojimies liegt an einem
Ebbestrand; bei Flut ist dieser so gut wie nicht benutzbar. Über den abendlich
einsetzenden Regen freue ich mich sogar – anders als in der Sierra ist Regen an
der Costa nämlich eine erfrischende Abkühlung und beschwört keine Kälte hervor.
Nach
einer etwas umständlichen Fahrt in drei Bussen und einem Sammeltaxi durch
allertiefste und allergrünste Vegetation erreiche ich das fernab gelegene Dorf
Mompiche. Während meines (länger als geplant währenden) Aufenthaltes mausert
sich Mompiche zu meinem Lieblingsort an der ecuadorianischen Küste. Das liegt
schon allein an der Architektur: mehrheitlich genütztes Baumaterial ist Holz,
insbesondere Bambus, und grober Stein; Palmwedel überdachen Hauseingänge,
Pflanzen ranken sich über Fassaden, Moskitonetze bauschen sich im Wind und
Hängematten baumeln auf Balkonen. Neben dem dorfeigenen Strand, der sich
entlang der gesamten Bucht erstreckt, besuche ich den „Playa Negra“, einen
Kilometer Fußweg entfernt. Jener magische Ort hat seinen Namen wahrhaftig
verdient – der Sand ist pechschwarz, was einen schönen Kontrast zu den roten
Krebsen bildet, die über den Strand huschen. Wie fein geriebener Graphit fühlt
sich der Sand unter meinen Fingern an und hervorbrechende Sonnenstrahlen lassen
den Untergrund schimmern und glitzern. Einer Landstraße weiterfolgend, vorbei
an affenbevölkerten Riesenbäumen, endet jene am Ufer eines Flusses. Portete
nennt sich die Nachbarsiedlung, die sich auf einer dem Festland vorgelagerten
kleinen Insel befindet. Was diese Insel zur Ruheoase Nummer Eins macht? Es gibt
dort nichts weiter als Sand, Palmen, Meer und eine kleine Häuseransammlung.
Portete
Und
weiter geht es, immer hinauf in den Norden. Nächsten Halt mache ich in Muisne.
Nach einer kurzen Überfahrt mit dem Motorboot, hier gemeinhin als „lancha“
bekannt, lande ich auf der autofreien Insel, die mit ihren dreirädrigen, durch
die Gassen düsenden Transportfahrzeugen ein ganz eigenes Flair versprüht. Eine
schnurgerade Straße führt durch das Dorfzentrum von einer Inselseite auf die
andere, wo sich der (zeitweise von Treibgut verschmutzte) Strand mit einigen
Restaurants und Bars befindet. Nach dem Schließen erster Bekanntschaften, was
(vor allem an der Küste) nicht schwer ist, da einem die Leute mit einer
Herzlichkeit begrüßen, die nicht von dieser Welt ist, werde ich zu einer
Kokosnussernte eingeladen. Mehrere Stunden lang klettert ein Junge, mit nichts
als einer Machete und einem Seil zum Runterlassen der Ernte, eine Palme nach
der anderen hinauf, während zwei ältere Männer die Früchte entgegennehmen. Es
gibt Exemplare, die bis zu 30 oder gar 50 Meter hoch werden, und dem barfüßigen
Kletterer merkt man die Anstrengung auch nach drei Stunden nicht im Geringsten
an. Coco. Coco. Coco. Ein großes
Thema oder vielmehr Geschäft! Handwerker nützen die Schale um von Ohrringen bis
hin zu Lampenschirmen ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen. Neben purem
Kokoswasser oder –fleisch wird allerlei mit Kokosmlich gekocht – Spaghetti mit
einer Tomaten-Kokosmlich-Soße, Reis verfeinert mit Gemüse und Kokosmilch … Que rico! Und manch einer versteht sich
auch darauf, aus den feinen langgliedrigen Palmwedeln Tiere oder
Kopfbedeckungen zu flechten zaubern.
Atacames
überzeugt mich hingegen so gar nicht. Überrascht in einer richtigen Stadt
gelandet zu sein, ist alles reichlich touristisch – unzählige Hotelkomplexe,
Restaurants und Verkaufsstände säumen den mir wenig attraktiv erscheinenden
Strand. Wie es hier wohl erst in der Hochsaison zugehen mag?
Esmeraldas
ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und markiert, unweit der Grenze zu
Kolumbien gelegen, das vorläufige Ende meiner Reise. Von mir nur angesteuert,
weil von dort aus Busse ins zwölfstündig entfernte Cuenca abfahren, schlage ich
die Wartezeit im Busterminal der Stadt tot. Esmeraldas lockt mit keinerlei
Sehenswürdigkeiten; hinzu kommt eine Raffinerie, die seit der Stadterweiterung
direkt im Wohngebiet zu liegen scheint und Hitze und Abgase mit ihrem beißenden
Geruch anreichert. Umso mehr überzeugen mich die dort typischen süßen
Spezialitäten mit viel Zucker, viel Kokos und vielen Nüssen; die „cocadas“, in
Weiß oder Braun, sind eine davon („cocaderos“ nennen sich die landesweit
bekannten Verkäufer).
Ausblick:
meine Arbeit im Mai – ein Resümee
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