Dienstag, 21. Januar 2014

Arbeitsresümee im November

Und wieder ein Monat, der zu Ende geht … Mittlerweile bin ich in „Terapia Ocupacional“ so zusagend „sesshaft“ geworden; die Herstellung von Handarbeiten macht den Abuelitos nicht nur Spaß, sondern trainiert gleichzeitig auch ihre Bewegungsfähigkeit.
 
Während im Vormonat großflächiges Malen (siehe Karton-Tiere) im Vordergrund stand, arbeiteten wir im November an neuen Projekten:
 
Eines davon waren die Globen. Vor meiner Abreise hatte ich ein selbstgemachtes Sparschwein von Fabian geschenkt bekommen und im Zuge dessen kam mir die Idee, ebenfalls etwas auf diese Weise zu fabrizieren. Zunächst wurden also erstmals säckeweise Zeitungspapier zerrissen, um dieses dann in vielen Schichten auf Luftballone zu kleben – Was für eine Arbeit! -, und nach dem Trocknen kamen Farbe und Pinsel zum Einsatz. Ich denke, das Endergebnis, das nun im „Wohnzimmer der Abuelitos“ bzw. Salon hängt, kann sich sehen lassen. Schön war auch, dass durch die verschiedenen und vor allem unterschiedlichen Arbeitsschritte, angefangen von Zerreisen bis hin zum Malen, viele Abuelitos eingebunden werden konnten. (Ein großes Dankeschön an Fabian!)


 
 
 
 
 
 
 
 


El baile de mi Sombrero - El chicanito del Ecuador


Viel Zeit in Anspruch nahm ebenfalls unser zweites Projekt - Pinguine. Jene stellten wir aus Plastikflaschen her, die die Abuelitos bemalten und anschließend mit Kulleraugen, Schal und weiteren Accessoires ausschmückten. Wider Erwarten hatten wir bei der Besorgung der Flaschen keine Probleme, da meine Familie im Rahmen der Familienessen regelmäßig 3-Liter-Flaschen Cola kauft und wir später mit Hilfe von „Externos“ (Abuelitos, die nicht in der Fundacion schlafen, jedoch den Tag über hier sind) zu weiteren kamen. Viel größeres Problem war da schon, dass die Wasserfarben bei unseren Erzeugungen binnen kürzester Zeit aufgebraucht wurden …

 
 
Die „sombreros“ der Pinguine kann man öffnen.
 
Des Weiteren bastelten wir an Miniaturbäumen, die die Abuelitos mit Klopapierrollen, Karton, Krepppapier und viel Farbe herstellten. Ganz im Zeichen der Natur standen auch die Blumen, die wir aus bemalten Eierkarton anfertigten. Und da bei dem großen Andrang der Abuelitos in der Küche nicht viel zu holen war, stand eines Tages eine der Externos mit einem riesigen Stapel vor der Tür. (Bis heute zehren wir von diesem Vorrat!) Da diese Arbeit – mit einigen Erweiterungen – jedoch einen großen Stellenwert im Dezember einnimmt, warte ich vorerst mit den Fotos. 

  
 
 
Da der 24. Dezember langsam immer näher rückte, durften natürlich auch ein paar weihnachtliche Arbeiten nicht fehlen: Unter anderem bastelten wir Engel und malten Zeichnungen mit religiös-weihnachtlichen Motiven aus, womit wir sogar den einen oder anderen Abuelito anlockten, der sich sonst eher selten bis gar nicht in „Terapia Ocupacional“ blicken lässt. Auf meine Idee hin – da man diesen Brauch hier nicht kennt – nähten vier Abuelitas vierundzwanzig Säckchen für einen Adventskalender, der für jeden Tag Süßigkeiten bereithalten würde …

 
 
 
 
 
Diese Buschreihe wird von uns gerne zweckentfremdet …
 
 
 
finaler Schliff, den Adventskalender betreffend -
rot-weiße Bänder für die Säckchen drehen

   
Doch verlassen wir nun einmal „Terapia Ocupacional“ und schauen, was sich sonst noch ereignet hat:
   
Wir begangen damit, an den Nachmittagen – vorzugsweise aus der Bibel stammende oder märchenhafte – Geschichten vorzulesen. Bzw. zähle ich mich vorerst nur zu den Zuhörern, da es mir in diesem Sinne noch an (sprachlichen) Selbstvertrauen mangelt.

Auch „Terapia Fisica“ organisierten wir regelmäßig; mit einer der Abuelitos, die noch relativ jung ist, immer in der Küche mithilft und mit Vorliebe geht, drehte ich zum Beine Vertreten zwei Mal eine Runde am gegenüberliegenden Friedhof. Ansonsten sind solche kleinen „Spontan-Ausflüge“ leider eingeschränkt, da die Fundacion, begrenzt von einer einerseits stark befahren und andererseits steilen (und sich noch dazu in Bauarbeiten befindenden) Straße, eher ungünstig gelegen ist.  
 
Eines Tages fand eine „Charla“ (Vortrag) statt, in dem neben den Abuelitos auch deren Angehörige eingeladen waren und über die Wichtigkeit der Familie gesprochen wurde. Dem gegenüber stand, dass bei über dreißig Abuelitos weniger als ein halbes Dutzend Familienmitglieder erschienen …  


 
Ausblick: Tal der Hundertjährigen – Wanderungen in Vilcabamba
 
 
 

Sonntag, 19. Januar 2014

Es war einmal ...

Der ursprünglich geplante Ausflug erfährt eine spontane Änderung, als wir auf halben Wege zu einer Kapelle am Haus vierer Ordensschwestern anhalten. Nach zwei Autofahrten, die jeweils von den Praktikanten, Faby und Christina, und mir begleitet werden, haben etwa fünfzehn Abuelitos das Grundstück erreicht, wo wir – trotz unseres überraschenden Besuches – mit aller Gastfreundschaft begrüßt werden. Das Haus liegt in Tamaute, ein Örtchen, noch kleiner als Chordeleg, nur einen Straßenzug entfernt, und wurde früher vom Dorfpfarrer bewohnt und her- bzw. eingerichtet, bis es dieser an die Schwestern vermachtet hat.
 
Da wir pünktlich zum Mittagessen wieder in der Fundacion sein müssen, ist unsere Zeit begrenzt. Nach unserer Ankunft gibt es für alle Abuelitos „refrigerio“ (Jause) – Käsebrote mit Saft – auf der sonnenbeschienenen Terrasse. Im Anschluss daran starten wir eine kleine Erkundungstour:
 
Beim Betreten des Hauses fühlt man sich unweigerlich in eine andere Zeitepoche versetzt; es erinnert an ein Museum, mit dem Unterschied, dass das Gebäude tatsächlich bewohnt ist – auf dem antiken Herd köchelt Reis und im hölzernen Vogelkäfig zwitschern Wellensittiche. Liebevoll und mit viel Kreativität wurden die Räumlichkeiten bis ins letzte Detail eingerichtet, wobei dunkles Holz und grober Stein dominieren. Die Zimmerdecken gleichen Gemälden, Efeugewächs rankt sich entlang eines Holzbalkens und eine handbetriebene Nähmaschine scheint nur auf ihren Einsatz zu warten … In solch einer Umgebung fügen sich die Abuelitos mit ihren landestypischen Trachten nahtlos ein und könnten glatt einem Märchen entsprungen sein.
 
An der Vorderfront des Hauses befindet sich eine halbrunde Terrasse, die Ausblick auf die sattgrünen umliegenden Berghänge bietet und deren Treppe in den Garten führt. Ein Teich mit Brücke, kleine Wege und eine Blumenpracht laden zum längeren Verweilen ein und haben trotz ihrer Gepflegtheit eine gewisse Wildheit behalten. Ein Gemüsegarten schließt das idyllische Bild ab.
 
Bevor wir auch schon wieder abgeholt werden, schlendern wir noch entlang eines in unmittelbarer Nähe verlaufenden Flusses. Neben uns grasen Kühe, während sich das Kalb mit einem Hund tollt, die Sonne strahlt vom blitzblauen Himmel … und das Auftauchen von Schneewittchen in Beisein ihrer sieben Zwerge würde mich nun wohl kaum weiter verwundern.


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ausblick: Arbeitsmonat November – Resümee
 

 

Dienstag, 14. Januar 2014

El Cajas

Seit meiner Reise nach Guayaquil, im Zuge derer ich den Nationalpark „El Cajas“ durchquerte, habe ich mir fest vorgenommen, den Park baldmöglichst einen Besuch abzustatten …
 
An einem Samstagmorgen nehme ich einen Bus von Chordeleg nach Cuenca, treffe mich dort mit Hugo und zusammen brechen wir zum unweit gelegenen Nationalpark auf. Jener zeichnet sich durch ein spezielles Landschaftsbild aus: Da die gesamte Fläche oberhalb von 3000m gelegen ist, bestimmen Kälte, Regen und Nebel das Klima. Gleichzeitig türmen sich Wolken zu eindrucksvollen Gebilden, die ganze Gebirgszüge zu verschlucken scheinen, und wenn die Sonne hervorblitzt, kann man bei klarer Sicht eine kilometerweite Aussicht genießen. Das gebirgige Gelände weist einen spärlichen Baumbestand auf; stattdessen dominieren hüfthohe Gräser und Gebüsch in erdigen Farbtönen jedweder Schattierung. Bekannt ist „El Cajas“ insbesondere für seine Seen, von denen es, neben unzähligen Teichen und Sümpfen, über 230 gibt, die alle durch natürliche Wasserkanäle in Verbindung stehen und viele größere Flüsse, die später in den Amazonas oder Pazifik münden, speisen. Bei Regenfall treten zahlreiche kleine Wasserfälle und Bäche zu Tage und die ansonsten spiegelglatten, beinahe schwarz wirkenden Oberflächen der Seen werden aufgewirbelt. Während der Busfahrt passieren wir dutzende „Fischervereine“ – neben der berühmt berüchtigten „trucha“ (Forelle) kann man hier nämlich eine Vielzahl an Speisefischen probieren.
 
Unser Besuch startet nicht unter den besten Voraussetzungen – immer wieder setzt Nieselregen ein und mit Straßenschuhen und Alltagskleidung können wir uns wohl kaum als „gut ausgerüstet“ bezeichnen. Dies jedoch alles getrost missachtend, beginnen wir mit der Umwanderung einer der größten im Nationalpark befindlichen „lagunas“. Immer wieder zweigen wir ab, queren Baumhaine und halten die uns weitgehend unbekannte Pflanzenvielfalt mit der Kamera fest. Und so wie wir zuvor den Nieselregen erfolgreich ignoriert haben, so gelingt es uns auch jetzt, die sich über uns zusammenballenden Gewitterwolken zu ignorieren. Als wir den See etwa zu einem Drittel umrundet haben, setzt der für all die bereits umgekehrten Besucher offensichtliche und für uns überraschende Regen ein. Sintflutartig droht er uns regelrecht wegzuschwemmen und als statt Wassertropfen Graupel vom Himmel fallen, suchen wir notdürftig Schutz unter einem Baum Strauch. Dort harren wir einige Minuten auf, entscheiden uns aber dann, den Rückweg anzutreten. Wie vorauszusehen, schwimme ich bereits nach den ersten Metern in meinen Schuhen und bin bis auf die Haut durchnässt. Zurück auf der Zufahrtsstraße klaubt uns jedoch glücklicherweise ohne lange warten zu müssen ein Bus auf, der zumindest etwas Wärme verspricht. 
 
Ein weiterer Besuch im „El Cajas“ (mit besseren Wetter) ist also definitiv geplant; wie wir aber sehen werden, habe ich auf meinen zukünftigen Wanderungen gewand- und schuhmäßig kein bisschen dazugelernt …

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ausblick: märchenhafter Ausflug mit den Abuelitos
 
 
 

Montag, 13. Januar 2014

Meeresluft

Wer hätte gedacht, dass ich so rasch wieder nach Peru komme?

Nachdem wir einen Samstag vorgearbeitet haben, nehmen wir uns den darauffolgenden Freitag frei und brechen am Vorabend nach Cuenca und von dort nach Huaquillas auf. Zu „Wir“ zählen neben meiner Wenigkeit, zwei weitere Freiwillige, die in derselben Fundacion mit Schulkindern arbeiten, und Hugo, bereits erwähnter Praktikant. Die Nacht dürfen wir großzügigerweise im Haus von Hugos Mutter verbringen und auch der Besuch bei der ecuadorianischen Ausreise- und peruanischen Einreisebehörde gestaltet sich unkompliziert.
 
Mancora, ein Ort im Norden Perus, erreichen wir nach mehrstündiger Fahrt, wobei die Straße durchwegs der Küstenlinie folgt und es uns somit nicht an (Meeres)Aussicht mangelt. Am Fenster ziehen Häuseransammlungen vorbei, in deren spärlichen Schatten Menschen schwatzen, Fischernetze flicken oder ihre Hängematten aufgespannt haben.
 
Von der belebten Hauptstraße Mancoras, durch deren Verkehrsgewühl sich die Autorikscha-Taxis (dreirädriges Fahrzeug)mit halsbrecherischer Geschwindigkeit wendiger Sicherheit ihren Weg bahnen, zweigen staubige Sandstraßen ab, die direkt ans Meer führen. Das Dorf lebt vom Tourismus (umso froher bin ich, den Strand in der Nebensaison genießen zu können); viele der einstigen Urlauber sind hier aber auch schon hängen geblieben …
 
Das Hostal, in dem wir einquartiert sind, scheint auch der vorübergehende Wohnort einer Gruppe Argentinier zu sein, die sich ihre Reise mit Straßenmusik und Schmuckverkauf finanzieren. Apropos – meines Erachtens nach sind Argentinier und Deutsche die hier in der Umgebung am häufigsten anzutreffenden Reisenden.
 
Wie geahnt und befürchtet vergehen die Tage wie im Fluge – Tage, die neben Entspannung, Sonne tanken und Schwimmen, nicht viel mehr zulassen. Der weitläufige Sandstrand lädt zu ausgedehnten Spaziergängen ein; unvergleichlich auch das funkelnde Himmelszelt zu Nacht, wenn bis auf die Brandung des Meers nicht viel mehr zu hören ist … Im Hafen schaukeln Fischerboote, streiten sich Möwen und Pelikane um das beste Stück Fisch und erfüllt das Gelächter einer vom Landesteg springenden Kindergruppe die Luft. Das Wasser ist zu meiner Freude sauber und die Wellen versprechen nicht nur den Surfern, sondern auch uns eine Menge Spaß. Mit Hugos Bruder, der einen Tag später dazu stößt, besuchen wir einen über dem Ort thronenden Leuchtturm – gerade rechtzeitig, um von dort aus den Sonnenuntergang zu beobachten.


 
 
 
Rechtsanwaltkanzlei
 
 
 
 
 
 


 
 
Ich denke, es spricht für das Wetter, dass auf den Fotos keine einzige Wolke zu entdecken ist. Nichtsdestotrotz ist es nachts empfindlich kühl geworden.
 
Kleine Notiz am Rande: Die Währung in Peru nennt sich „Sol“ (Sonne). Schön, oder?
 

 
 
Ausblick: Nationalpark „El Cajas“ – sintflutartige Überraschung

 

 

Dienstag, 7. Januar 2014

Dia de ...

„Dia de los Difuntos“ oder auch „Dia de los Muertos“ – gewidmet den unter uns Verstorbenen – wird in Ecuador (religiös) groß gefeiert. Am 2. November versammeln sich die Bewohner Chordelegs am dorfeigenen Friedhof, um dort der Messe beizuwohnen. Und ich mitten drin. Da sich die Fundacion direkt gegenüber des „cementerio“ befindet (Welch‘ Ironie!) gestaltet sich der Transport der Abuelitos einfach. Im Schatten eines Baumes haben wir Sitzgelegenheiten eingerichtet, da die Sonne zu Mittag eine Intensität erreicht, die einem glühenden Backofen gleicht.

Nach dem anschließenden Mittagessen verteilen wir an die Abuelitos „Guaguas de Pan“ [das g wird in Etwa wie ein w ausgesprochen] (süßes Weißbrot mit kandierten Früchten in Form einer Puppe, verziert mit bunten Zuckerguss) und „Colada Morada“ (heißes Süßgetränk, dem Anlass entsprechend in dunkelroter bis schwarzer Farbe). Jene Spezialitäten werden anlässlich des Feiertages in jeder „tienda“ des Landes zum Verkauf angeboten - in unserem Fall sind sie aber natürlich selbstgemacht.



 
 
Am Tag darauf, den 3. November, wird der „Dia de la Independencia“ – 193 Jahre Unabhängigkeit - in Cuenca gefeiert. Festlichkeiten, wie Konzerte und Umzüge, finden bereits die ganze Woche statt, erreichen jedoch am Wochenende ihren Höhepunkt und Abschluss. Ich nehme mir am Sonntag Zeit, um der Stadt einen Besuch abzustatten: Entlang der Straße, die vom Fluss „Tomebamba“ begleitet wird, reihen sich Marktstände, die eine Vielzahl an Kunsthandwerken feilbieten. Um den Menschengewühl zu entkommen, besuche ich am späten Nachmittag in Begleitung zweier Freiwilliger den Park „El Paraiso“, in dem sich eine mit bunten Tüchern ausgestattete Gruppe zu einem „menschlich (meditativen) Mandala“ formiert – und weil das wahrscheinlich etwas konfus klingt, folgen nun Fotos:

 

 








 
 
 
 
Ausblick: Reise nach Peru – Strandwochenende in Mancora