Im
Januar dominiert ein Thema im Besonderen die landesweiten Nachrichtensender:
Das Aufblühen der Guayacanes steht bevor! Jene Baumart blüht einmal jährlich
für lediglich drei Tage gelb auf. Ecuador teilt sich weltweit mit einem
einzigen weiteren Land dieses Naturschauspiel, das sich seit drei Jahren auch
für nationale und internationale Touristen erschließt. Da das Zentrum des Ereignisses
an der Grenze zu Peru liegt und ich wie gewöhnlich nur die beiden Wochenendtage
frei habe, bin ich bis zuletzt unschlüssig, ob ich meiner Neugierde nachgeben
soll …
Am
Samstagmorgen habe ich mein Hin- und Her-Überlege so satt, dass ich kurz
entschlossen meinen Rucksack packe und im Terminal von Cuenca ein Busticket
nach Loja kaufe. Jene südlich von Cuenca gelegene Andenstadt kenne ich bereits
durch meinen Ausflug nach Vilcabamba.
Nicht
umsonst gab Humboldt der Provinz den Beinamen
„Garten von Ecuador“ – die Vielfalt der Pflanzen ist einzigartig! Die
Landschaft gleicht einem grünen Flickenteppich; bewirtschaftet von kleinen
Bauernhöfen, beweidet von Kühen. Auch das Himmelsschauspiel lässt mich die
Fahrt genießen – wie schon oft erlebt, aber nie an Reiz verlierend, türmen sich
Wolken zu eindrucksvollen Riesengebilden, durchbrochen von Sonnenstrahlen. Dieses Land hört nicht auf, mich zu
faszinieren!
Mein
nächstes Ziel nennt sich Zapotillo, ein im äußersten Süden gelegener Grenzort.
Normalerweise pflege ich während der Busfahrten wie gebannt mit der Nase an der
Fensterscheibe zu kleben und mir deswegen jeglichen Schlaf zu verwehren, dieses
Mal ist meine Schlaflosigkeit jedoch der kurvenreichen und mitunter sehr
mitgenommenen Straße zuzuschreiben. Und da wünscht man sich einmal, der Bus
wäre nicht pünktlich, und just da ist er natürlich überpünktlich … Anstatt wie geplant um 5:00 Uhr, komme ich um 3:30
Uhr an. Mitten in der Nacht, Nahe der peruanischen Grenze in einem mir gänzlich
unbekannten Umfeld, alleine – zugegebenermaßen nicht unbedingt die besten Voraussetzungen.
Die wenigen zur Verfügung stehenden Hostels sind zugeparkt und bestätigen die
bereits aus den Nachrichten bekannte Information, dass alles restlos ausgebucht
ist. Zufällig tritt jedoch eine Frau aus einer der Unterkünfte und wendet sich
mit der Frage „Suchst du eventuell nach einem freien Zimmer?“ an mich. Voller
Hoffnung richte ich mich auf und nicke eifrig. „Tja. Ist aber leider alles
ausgebucht.“ Als würde man dir mit einem Geschenk vor der Gesicht herumwedeln,
nur um dann zu sagen: „Hehe. Ist aber nicht für dich.“ Danke auch!
Wider
Erwarten ist es trotz der Uhrzeit (bereits) sehr warm und der nebenan
befindliche Platz liegt friedlich im Schein einiger Laternen. So kommt es also,
dass ich meine erste Nacht auf einer Parkbank verbringe. Mit meinem Rucksack
als Polster, im Schlafsack eingewickelt und mit einem eindeutigen Sieg der
Müdigkeit über etwaige Sorgen …
Zapotillo
ist ein hübsches Dorf, bestehend aus durchwegs einstöckigen, verandagesäumten
Häusern, das ohne seiner günstigen Lage wohl kaum an (touristischer) Bedeutung
gewonnen hätte.
In
den frühen Morgenstunden fahre ich mit einem Militärfahrzeug, das anlässlich
des Naturwunders kostenfrei von der Regierung zur Verfügung gestellt wird, von
Zapotillo nach Mangahurco, das eigentliche Zentrum der Guayacanes. Während der
dreistündigen Fahrt, die durchwegs auf einer holprigen Schotterstraße
bestritten wird, queren wir ärmliche, von Landwirtschaft lebende Siedlungen und
ein eindrucksvolles Landschaftsbild: Die gelben Bäume begleiten uns von Anfang
an, zuerst nur vereinzelt, dann immer gehäufter, und gerade aufgrund der
grau-braunen Trockenwald-Umgebung sticht ihre Farbe umso kräftiger hervor.
Abgesehen davon bekomme ich etliche Baumriesen zu Gesicht; teilweise über und
über mit Farn behangen, teilweise vom Stamm bis in die Blätterspitzen in Grün
gehalten. Einziger Nachteil: Da das Gefährt offen ist, werde ich eingestaubt,
wie nie zuvor in meinem Leben. Als meine Mitpassagiere und ich aussteigen,
könnte man meinen, wir hätten sämtliche Haushalte Ecuadors entstaubt …
Die
Ankunft entlohnt jedoch jegliche Mühen und Strapazen: Mangahurco gleicht einer
Oase in einem gelben Meer. Die umliegende Hügellandschaft steht in voller Blüte
– gelb soweit das Auge reicht. Am dorfeigenen Hauptplatz spielt ein Orchester,
Essensdampf lockt unter schattenspendenden Zelten (Ziegenfleisch gilt als
dortige Delikatesse!), Souvenirs (u.a. Honig der Baumblüten) werden feilgeboten
und auf Fahrrädern kann man das Umfeld erforschen.
Die
Rückfahrt gestaltet sich nicht weniger aufregend als die Hinfahrt. Nachdem ich
eine derart lange Reise auf mich genommen habe, muss ich leider schon am selben
Tag wieder nach Hause … Per Autostopp werde ich zu meinem Glück nach Loja
mitgenommen, wo wir nach sieben Stunden, einigen halsbrecherischen Fahrmanövern
im dichtesten Nebel, einer Whiskeyflasche und vielen neu gewonnen Kontakten
ankommen. Von dort aus geht es zurück nach Cuenca und nach meiner Ankunft um
4:00 Uhr früh, beginnt wenig später auch schon die Arbeit …
Fazit:
2
Tage
3
Stunden Schlaf
25
Stunden Bus- bzw. Autofahrt 1 unvergessliches Erlebnis
Ausblick: Ausstellung am Hauptlatz von Chordeleg – Wahlkampf – Präsidentenbesuch
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