Freitag, 14. März 2014

Politischer Reinfall

Nachdem unsere letzte Ausstellung in der Schule der Fundacion so erfolgreich verlaufen ist, freuen wir uns Ende Januar auf eine neue Gelegenheit: Im Rahmen eines Sozialprogrammes der Regierung kommen am Hauptlatz Chordelegs verschiedene Einrichtungen zusammen, die die Arbeiten von Kleinkindern, SeniorInnen, sowie Menschen mit Behinderungen ausstellen.
 
Den uns zugeordneten Part haben Hugo und ich bewältigt: Da wir zuvor die Mehrheit der Handarbeiten verkauft haben, wurde während der letzten Wochen fleißig gewerkelt – zum Teil Neufassungen alter Arbeiten, zum Teil neue Ideen. Dann geht aber alles schief, was schief gehen kann: Bei unserer Ankunft haben wir weder Tisch noch Zelt und werden schließlich provisorisch neben einem Essensstand positioniert – und trifft sich der Umstand das dieses Essen auch noch kostenlos ist, gerät bei den meisten Menschen alles rundherum schnell in Vergessenheit … Zu allem Übel entwickelt sich die Veranstaltung immer mehr zu einer Wahlpropaganda, wobei das Hauptaugenmerk nicht länger auf den Institutionen, sondern auf dem Selbstlob irgendeines Politikers liegt. Als wir zu Mittag in die Fundacion zurückkehren, haben wir nichts weiter als vom Transport beschädigte Ware im Gepäck und müssen die Fragen der Abuelitos, ob wir denn etwas verkaufen konnten, verneinen.
 
Tja. Eine neue – bessere! – Gelegenheit lässt hoffentlich nicht lange auf sich warten.


 
 
Um noch einmal auf das Thema Politik zurückzukommen: Anfang des Jahres fanden in Ecuador Kommunal- und Regionalwahlen statt und boten mir die Chance, die Situation mit jener in Österreich zu vergleichen. Im Folgenden gehe ich auf ein paar (relativ oberflächliche) Punkte ein, die mir im alltäglichen Leben aufgefallen sind.
 
Die Wahlpropaganda wird, abgesehen vom Rundfunk, auf Plakaten und Fahnen ausgetragen. Neben neutralen Plätzen befinden sich diese jedoch auf so gut wie jedem Auto und Haus – schon vor der Wahl bekommt man also einen mehr oder weniger offensichtlichen Eindruck davon, wer wo in welchen Ausmaß an Stimmen gewinnen wird. Mehrmals täglich ziehen Autos durch die Straße, aus deren Lautsprecher Lieder und Wahlsprüche tönen. Ganz schön nervenzehrend, aber scheinbar wirkungsvoll – einmal habe ich mich doch tatsächlich dabei ertappt, während einer Busfahrt die Kennmelodie eines Politikers gesummt zu haben. An den Wochenenden finden Feste eines jeden Kandidaten mit Tanz, Live-Musik und Essen statt – die Party-Begeisterten wechseln dann einfach zur rechten Zeit die Farbe ihres T-Shirts… Ebenfalls typisch sind Auto-Karawanen – eine hupende und geschmückte Endlos-Autoschlange. (Nicht mehr ganz so lustig ist es, wenn so ein Umzug um zwei Uhr nachts deine Zimmerwände zum Wackeln bringt.) In einem Dorf ist das eventuell noch machbar, in einer Großstadt, wie Cuenca, wird aufgrund dessen jedoch beinahe täglich der Verkehr lahmgelegt.
 
Ab 16 Jahren kann gewählt werden; wird der Stimmpflicht nicht nachgegangen, droht eine Geldstrafe (ausgenommen sind SeniorInnen).
 
Es trifft sich, dass der Präsident von Ecuador, Rafael Correa, dem Nachbarort Gualaceo einen Besuch abstattet. Und da ich neugierig auf das Spektakel bin … Auf dem Hauptplatz kommt scheinbar das ganze Dorf zusammen und die Popularität des Staatsmannes fällt auch einem Außenstehenden wie mir sofort ins Auge.
 
 
 
Ausblick: Arbeitsmonat Januar – ein Überblick

 

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