Nachdem
unsere letzte Ausstellung in der Schule der Fundacion so erfolgreich verlaufen
ist, freuen wir uns Ende Januar auf eine neue Gelegenheit: Im Rahmen eines
Sozialprogrammes der Regierung kommen am Hauptlatz Chordelegs verschiedene
Einrichtungen zusammen, die die Arbeiten von Kleinkindern, SeniorInnen, sowie Menschen
mit Behinderungen ausstellen.
Den
uns zugeordneten Part haben Hugo und ich bewältigt: Da wir zuvor die Mehrheit
der Handarbeiten verkauft haben, wurde während der letzten Wochen fleißig
gewerkelt – zum Teil Neufassungen alter Arbeiten, zum Teil neue Ideen. Dann
geht aber alles schief, was schief gehen kann: Bei unserer Ankunft haben wir
weder Tisch noch Zelt und werden schließlich provisorisch neben einem
Essensstand positioniert – und trifft sich der Umstand das dieses Essen auch
noch kostenlos ist, gerät bei den meisten Menschen alles rundherum schnell in
Vergessenheit … Zu allem Übel entwickelt sich die Veranstaltung immer mehr zu
einer Wahlpropaganda, wobei das Hauptaugenmerk nicht länger auf den
Institutionen, sondern auf dem Selbstlob irgendeines Politikers liegt. Als wir
zu Mittag in die Fundacion zurückkehren, haben wir nichts weiter als vom
Transport beschädigte Ware im Gepäck und müssen die Fragen der Abuelitos, ob
wir denn etwas verkaufen konnten, verneinen.
Um
noch einmal auf das Thema Politik zurückzukommen: Anfang des Jahres fanden in
Ecuador Kommunal- und Regionalwahlen statt und boten mir die Chance, die
Situation mit jener in Österreich zu vergleichen. Im Folgenden gehe ich auf ein
paar (relativ oberflächliche) Punkte ein, die mir im alltäglichen Leben
aufgefallen sind.
Die
Wahlpropaganda wird, abgesehen vom Rundfunk, auf Plakaten und Fahnen
ausgetragen. Neben neutralen Plätzen befinden sich diese jedoch auf so gut wie
jedem Auto und Haus – schon vor der Wahl bekommt man also einen mehr oder
weniger offensichtlichen Eindruck davon, wer wo in welchen Ausmaß an Stimmen
gewinnen wird. Mehrmals täglich ziehen Autos durch die Straße, aus deren
Lautsprecher Lieder und Wahlsprüche tönen. Ganz schön nervenzehrend, aber
scheinbar wirkungsvoll – einmal habe ich mich doch tatsächlich dabei ertappt,
während einer Busfahrt die Kennmelodie eines Politikers gesummt zu haben. An
den Wochenenden finden Feste eines jeden Kandidaten mit Tanz, Live-Musik und
Essen statt – die Party-Begeisterten wechseln dann einfach zur rechten Zeit die
Farbe ihres T-Shirts… Ebenfalls typisch sind Auto-Karawanen – eine hupende und
geschmückte Endlos-Autoschlange. (Nicht mehr ganz so lustig ist es, wenn so ein
Umzug um zwei Uhr nachts deine Zimmerwände zum Wackeln bringt.) In einem Dorf
ist das eventuell noch machbar, in einer Großstadt, wie Cuenca, wird aufgrund
dessen jedoch beinahe täglich der Verkehr lahmgelegt.
Ab
16 Jahren kann gewählt werden; wird der Stimmpflicht nicht nachgegangen, droht
eine Geldstrafe (ausgenommen sind SeniorInnen).
Es
trifft sich, dass der Präsident von Ecuador, Rafael Correa, dem Nachbarort
Gualaceo einen Besuch abstattet. Und da ich neugierig auf das Spektakel bin …
Auf dem Hauptplatz kommt scheinbar das ganze Dorf zusammen und die Popularität des
Staatsmannes fällt auch einem Außenstehenden wie mir sofort ins Auge.
Ausblick:
Arbeitsmonat Januar – ein Überblick
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