Dienstag, 12. August 2014

Despedida

… das spanische Wort für „Verabschiedung“; ein (leider) unumgänglicher Akt, der mich am letzten Freitag im Juni, mit Beendigung meines Vertrages, einholte. Die Wochen davor war ich derart beschäftigt gewesen, dass ich (un)bewusst keinen längerwährenden Gedanken an diesen Tag verschwendet hatte. Umso mehr traf es mich jenen Freitag; kaum hatte ich einen Fuß über die Türschwelle der Fundacion gesetzt, flossen bei den Abuelitos und mir erste Tränen.
 
Nach dem Mittagessen fanden wir uns im Essenssaal ein; zu einem großen Sitzkreis versammelt. Es waren alle zugegen: alle Abuelitos (sogar die Externen, die, da der Chauffeur auf Urlaub war, von Familienmitgliedern hergebracht worden waren), die Pflegerinnen, die Ordensschwestern, die drei Praktikantinnen, die Freiwillige aus Mexiko, die Physiotherapeutin, die beiden Köchinnen, die Psychologin, die Sozialarbeiterin, meine Gastmutter, …
 
Neben den Abschiedsgeschenken hatte ich eine kleine Rede vorbereitet; auch die Oberschwester sowie meine Gastmutter kamen zu Wort. Am Schönsten für mich waren jedoch die Abuelitos, die sich, anfangs noch mit Scheu, dann immer zahlreicher, einer nach dem anderen aus ihren Sitzen erhoben und zu mir traten, mich in den Arm nehmend, mir versichernd, man werde mich vermissen … Es flossen viele, viele Tränen, so viel darf verraten werden.
 
Ich hätte mir keine schönere und keine traurigere Verabschiedung wünschen können – schön, weil es mir noch einmal so richtig vor Augen geführt hat, wie sehr wir uns gegenseitig ins Herz geschlossen haben, und traurig, weil es zwar hoffentlich kein endgültiger, so aber doch ein Abschied auf unbestimmte Zeit sein würde …
 
Nie, nie hätte ich es mir auch nur erträumen lassen, derart in meiner Arbeit mit den Abuelitos aufzugehen. Ich war Teil einer einmaligen Familie, die mich im Laufe des Jahres durch eine Achterbahn an Erlebnissen und Emotionen begleitet hat. Ich werde sie alle vermissen: Charito Muy, für dich ich immer Tortillas besorgt habe; die beiden Carmensitas, mit denen mit nie der Gesprächsstoff ausging; Zoila, zu der ich einfach nicht nein sagen kann; Don Aurelio, der mit mir das Tanzbein schwang; Olfa mit der ich immer Rechnen übte; Luz Maria, deren Lächeln einfach ansteckend ist; Don Quichimbo mit dem ich mich dutzende Male verheiratete und der mich bei Arbeitsschluss nie hatte gehen lassen wollen; Don Gonzalo, der Ausreiser, den ich bis auf das Dach der Fundacion gefolgt war; Diocelina, die immer meine Familie in Österreich grüßen ließ …
 
Und wenn alles rundum perfekt ist, mit etlichen noch ausstehenden Vorhaben, heißt es dann natürlich – wie könnte es anders sein? – Abschied zu nehmen … Fazit: das beste Jahr im allerbesten Projekt mit den allerallerbesten Menschen!

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ausblick: Reise nach Galapagos [dreiteilig]

 

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